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|a Das Verhältnis zwischen Konkurs und Adel in der Vormoderne war spannungsreich. Der Adel zeichnete sich durch den Anspruch aus, den ehrenvollsten Rang in der Ständegesellschaft einzunehmen und die höchsten Ehrenvorrechte zu verdienen. Ein Konkurs führte jedoch zu einem potentiellen Verlust der Ehre: Er machte einen Wortbruch gegenüber den eingegangenen Zahlungsversprechen öffentlich und war mit ehrschädigenden Maßnahmen der Obrigkeiten verbunden. Ein Konkurs bedrohte zudem den Besitzstand einer Adelsfamilie, der überaus wichtig für ihren ständischen Rang war. Wie reagierten eine Adelsfamilie und ihre Umwelt auf dieses Spannungsverhältnis und was waren die Folgen eines Konkurses? Diese Fragen werden u.a. mit Hilfe verschiedener theoretischer Zugänge - der Gabentauschtheorie, der Theorie der unterschiedlichen Kapitalsorten und des Konzepts der Normenkonkurrenz - untersucht. Die Phänomene Adel und Konkurs werden dabei in die Gegebenheiten der vormodernen Ständegesellschaft und der "moralischen Ökonomie" eingebettet. Konkreter Untersuchungsgegenstand sind die Konkurse von vier westfälischen Adelsfamilien im 18. Jahrhundert: der Freiherren von Kerckerinck zur Borg, von Nagel zu Loburg, von Wendt zu Crassenstein sowie der Reichsgrafen von Plettenberg-Wittem zu Nordkirchen. Die Arbeit von Sven Solterbeck erfüllt die Erwartungen des wissenschaftlich interessierten Lesers in mehrfacher Hinsicht. Die Rezeption der einschlägigen Literatur wie auch die sorgfältige Aufbereitung der ausgewählten Quellen bieten dank des mikrohistorischen Ansatzes genügend Raum für detaillierte Beschreibungen und sorgfältig hergeleitete Deutungen von Handlungen in ihren gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten. Ebenso souverän wie konsequent werden die sich als fruchtbar erweisenden theoretischen Modelle auf das verfügbare Textmaterial angewandt und als Deutungsmuster herangezogen, zugleich überprüft und gegebenenfalls modifiziert. Fragestellungen, Hypothesen und Antworten, die weit ausholen, werden in einer verständlichen Sprache mit profunden Erklärungen und Rekapitulationen ausgestaltet. [.] In der Summe gelingt es Solterbeck in beeindruckender Weise, der Adelsgeschichte einen weiteren Baustein zur Beschreibung adeliger Lebenswelten hinzuzufügen. - Peter Weber auf H-Soz-Kult Die Leistung von Sven Solterbeck besteht vor allem in der gründlichen Arbeit mit den Quellen zur Geschichte des regionalen Niederadels. [.] Nach längerer Zeit ist er nach Reif und Weidner [.] der erste, der sich intensiv mit der regionalen Adelsgeschichte in Westfalen beschäftigt. Für die Untersuchungen zum Konkurs und zur schwierigen Quellengruppe der frühneuzeitlichen Rechnungen ist Solterbeck in jedem Fall ein hoher Verdient zuzurechnen. [.] Die Arbeit von Sven Solterbeck gehört neben den Werken von Heinz Reif und Marcus Weidner in jede gut sortierte Bibliothek zur Westfälischen Landesgeschichte. - Antje Diener-Staeckling, in: Archivpflege in Westfalen-Lippe 90 (2019), S. 71. Die vorliegende Arbeit betritt Neuland. Die territoriale Finanzgeschichte ist in der landesgeschichtlichen Forschung bisher wenig beachtet worden. Dem Autor gelingt es in überzeugender Weise, einen Aspekt darzustellen. Die Arbeit besticht durch ihre stringente Argumentation und die vielschichtige Durchdringung des Themas nicht nur in finanzgeschichtlicher Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf die Rahmenbedingungen des adeligen Lebens vor dem Hintergrund der symbolischen Ressourcen. - Horst Conrad, in: Westfälische Forschungen (2019), S. 632f. Insgesamt stellt die Arbeit einen wesentlichen Beitrag nicht nur zu einem weitgehend vernachlässigten Aspekt des frühneuzeitlichen Adels, sondern zur modernen Adelsforschung generell, dar. Sie bietet weit mehr als ihr Titel verspricht: Über den bloßen Konkurs hinaus behandelt der Verfasser eine Fülle von von weiteren Themen und Aspekten. - Ulrich Winzer, in: Osnabrücker Mitteilungen 124 (2019), S. 364. Das Buch vermag damit einerseits, Interessierte mit Forschungsfragen zum westfälischen Landadel zu befriedigen, indem detailreich dessen Handlungsspielräume geschildert werden und empirisch mit dem Vorurteil der Fremdheit des Adels in ökonomischen Fragen aufräumt wird. Andererseits ist die Studie für Wirtschafts- und Sozialhistoriker anschlussfähig, indem sie veranschaulicht, wie stark ökonomische Fragestellungen gerade in der Frühen Neuzeit an die jeweiligen zeitgenössischen sozialen Gegebeheiten rückgebunden waren. - Gregor Stiebert, in: Rheinische Vierteljahresblätter 2020, S.426-429.
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